Sonntag, 21. April 2013

Export von brasilianischen Kunstwerken wächst seit 2007 um 403%

Im selben Zeitraum, ist der Import um 153% gestiegen, dadurch ist die Handelsbilanz für Brasilien positiv geworden

Trotz des Höchststandes, gibt es noch immer Barrieren für den Sektor, die Regierung soll aber unter Druck gesetzt werden, um die Barrieren zu überwinden

Die Zahlen sind atemberaubend (und machen andere Wirtschaftsbereiche neidisch). Zwischen 2007 und 2012, ist der Export von Kunstwerken und Antiquitäten in Brasilien um 403% gewachsen. Der Markt ist in einer aufsteigenden Kurve, von 9,2 Millionen US$ auf 46,3 Millionen gewachsen. Das bedeutet, dass die Werte von zum Beispiel Erdöl, Erz und Fleisch verhältnismäßig übertroffen wurden.

Auch bei den Importen war der Boom nachdrücklich. 2007 hat Brasilien 15,2 Millionen US$ an Kunstwerken und Antiquitäten importiert. Im letzten Jahr hat sich die Zahl mit 38,5 Millionen mehr als verdoppelt. Das Wachstum auf beiden Seiten der Handelsbilanz – die sich in diesem Zeitraum als positiv für das Land erwiesen hat - hat den Sektor aufgewiegelt und ihm noch mehr Selbstvertrauen gegeben, um die Regierung unter Druck zu setzen, vorteilhafte öffentlichkeitspolitische Maßnahmen umzusetzen.

Die Zahlen sind Teil einer Erhebung, die Anfang des Jahres vom Ministerium für Entwicklung, Industrie und Außenhandel gemacht wurde. Das Dokument, zu dem OGLOBO Zugang hatte, wird zu einer Debatte über Steuererleichterungen für den Kunsthandel führen. Durch die Zahlen wird nicht nur eine aktuelles Bild gezeichnet, sonder auch jeglicher Zweifel, über den guten Zeitpunkt für Kunst im Land, beseitigt.

Aber diejenigen, die in dem Bereich arbeiten, versichern, dass das Wachstum noch größer sein könnte, sofern zumindest drei Barrieren überwunden werden, nämlich die hohe Besteuerung, die Zollbürokratie und die fehlende Professionalisierung von Galerien und Künstlern.

Von den 46,3 Millionen US$ die von Brasilien 2012 in Kunst exportiert wurden, fallen 25,7 Millionen (59,4%) auf Bilder, Gemälde und Handzeichnungen. Auf dem zweiten Platz sind Skulpturen und Statuen mit 17,6 Millionen, oder 38%. Seit mindestens zwei Jahren sind die Vereinigten Staaten das wichtigste Ziel der Exporte. 2010 haben sie zehn Millionen US Dollar erhalten. Im letzten Jahr 23,6 Millionen. Der zweite Platz im Ranking geht an die Schweiz. In den letzten zwei Jahren hat das Land, in dem die Art Basel, die weltweit wichtigste Kunstmesse, stattfindet, Großbritannien überholt. 2010 wurden zwei Millionen Dollar an Kunst und Antiquitäten in die Schweiz verkauft. 2012 waren es 9,6 Millionen.

Auf Seiten des Importes, fällt der Großteil auf Skulpturen und Statuen. Sie repräsentieren 66,9% von den insgesamt 38,5 Millionen US$ an Importen, das entspricht 25,7 Millionen. Dieser Wert ist drei Mal größer als derjenige vom Import von Bildern, Gemälden und Handzeichnungen, die mit 8,1 Millionen US$ auf dem zweiten Platz liegen,

Stärkung der Galerien

Die USA, Großbritannien und die Schweiz sind auf den drei ersten Plätzen des Rankings der Importe. Wieder erregt das Wachstum der Schweiz Aufsehen. 2010 war sie noch auf dem 12. Platz und jetzt auf dem zweiten. Spezialisten führen das auf die Stärkung der brasilianischen Galerien in Basel zurück. Das Volumen der gehandelten Kunstwerke und der für sie bezahlte Wert sind gestiegen, genauso wie die Präsenz von Sammlern, die auf der Kunstmesse wirklich kaufen.

„Es ist interessant die Ergebnisse der Studie zu beobachten, weil sie damit übereinstimmen was wir hier sehen“, so Christiano Braga, Leiter der Agência Brasileira de Promoção de Exportações e Investimentos (Apex, Brasilianische Agentur zur Förderung von Exporten und Investitionen, Anm.), die seit 2007 ein Programm zur Förderung des Primärmarktes für Kunst betreibt. „Vor sechs Jahren, als wir Latitude gegründet haben, haben wir mit sechs Galerien zusammengearbeitet, die sporadisch exportiert haben. Gemeinsam hatten sie ein Geschäftsvolumen von 6 Millionen US$. 2012 ist die Gesamtzahl der Galerien auf 54 angewachsen, wobei 19 von ihnen sehr regelmäßig exportieren. Und das gehandelte Volumen ist auf 27 Millionen angewachsen, mit einem Höchstwert von 350%.

Ana Letícia Fialho, Beraterin und Forscherin des Projekts Latitude, nimmt die Erhebung auch sehr positiv auf.

„Die Sichtbarkeit der brasilianischen Kunst ist in den letzten fünf Jahren sehr beschleunigt worden, dank des Interesses von Institutionen, wie dem MoMA, der Tate und der Reina Sofia, die Ausstellungen gemacht haben und Werke von unseren Künstlern gekauft haben. Diese Positionierung hat sich offensichtlich unter den internationalen Sammlern herumgesprochen und das sieht man jetzt an diesen Daten.“

Brenda Valansi, die Veranstalterin der ArtRio, ist darüber erfreut, dass die Regierung ein Dokument zur Verfügung hat, das die Macht des Kunsthandels aufzeigt. Sie sagt, dass diese Zahlen dazu verwendet werden, noch mehr Druck aufzubauen, um öffentlichkeitspolitische Maßnahmen durchzusetzen, die das Wachstum des Kunstsektors unterstützen.

„Am 8. habe ich die Kulturministerin Marta Suplicy getroffen und wir haben uns über die Nachteile der aktuellen Steuerbelastung unterhalten. Ich habe nachdrücklich darauf hingewiesen, dass unsere Steuern für niemanden Vorteile mit sich bringen und sie hat versprochen die Frage zu überprüfen. Die Zahlen steigen an, aber Brasilien kommt nicht einmal nahe an das, was die anderen Schwellenländer machen.“

Fernanda Feitosa, die Direktorin der SP-Arte, stimmt überein:

„Brasilien sollte die Steuern überdenken. Im Fall der Fotografie liegt der Steuersatz bei 58%. In der Videokunst bei 80%“, beschwert sie sich. „Es gibt vier verschiedene Steuern. Drei föderale (IR, PIS, und Confins) und eine staatliche (ICMS). Abgaben auf diesem Niveau sind Zollbarrieren. Wir müssen Kunstwerke als wertvolles Kulturgut verstehen, deren Zirkulation stimuliert werden sollte, nicht vermindert.

Abgesehen von der Steuererleichterung, sehen diejenigen, die mit dem internationalen Handel von brasilianischer Kunst arbeiten, noch zwei andere Hindernisse für die Expansion: die Zollbürokratie und eine gewisses Fehlen an Vorbereitung der Galerien und Künstler, um mit der internationalen Konkurrenz umzugehen.

„Im brasilianischen Zoll sind spezielle Vorgehensweisen im Bezug auf die Handhabung der Kunstwerke nicht vorhanden“, bedauert Fernanda Feitosa, von der SP-Arte. „Außerdem gibt es keine Verfahren zur Beschleunigung der Freigabe von Kunstwerken, die bei Ausstellungen gezeigt werden.“

„Ein dritter Kritikpunkt ist, dass es in den Galerien noch immer an Know-How fehlt, wie man mit der internationalen Konkurrenz umgehen soll“, sagt Christiano Bragas, von der Apex. „Mit Latitude unterstützen wir nicht nur den Aufbau von Ständen auf Messen, sondern wir helfen auch mit den Vorbereitungen für die Anmeldung. Viele Galerien wissen nicht, wie man das macht. Deshalb ist eine Professionalisierung des Sektors notwendig.

Der Ex-Präsident des Instituto Brasileiro de Museus (Ibram, brasilianisches Institut für Museen, Anm.), der seit einem Jahr für die Steuererleichterung kämpft, erkennt in den Daten des Ministeriums die „Universalisierung“ der brasilianischen Kunst.Er ist aber der Meinung, dass die Regierung auf etwas anderes Achten muss, wenn sie beschließt auf den Kunstbereich einzuwirken.

„Es ist notwendig, den brasilianischen Institutionen Mittel zur Verfügung zu stellen, um öffentliche Sammlungen zusammenzustellen. Wir müssen jetzt damit beginnen zu kaufen, oder damit aufhören so viele Hindernisse für Spenden in den Weg zu legen.

Bevor er vor zwei Monaten aus der Ibram ausgetreten ist, hat Nascimento noch ein Projekt im Amt begonnen:

Ein Prozent des Wertes von importierten Kunstwerken soll für einen Beschaffungsfond für öffentliche Sammlungen zur Verfügung gestellt werden. Die Regierung diskutiert diesen Vorschlag.


von Christina Tardáguila

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