Montag, 8. April 2013

Süden wird durch Ausbreitung neonazistischer Gruppen terrorisiert

Die Polizei hat bereits 500 Mitglieder von Zellen, die in Rio Grande do Sul agieren, registriert

Sie sind normalerweise jung und zwischen 17 und 30 Jahren. Die Mehrheit ist männlich, aber es gibt auch Frauen - die „chelseas“- die an den Frontlinien der Bewegung wirken. Sie kommen nicht aus reichen Familien, aber sie sind weit davon weg, arm oder aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Manche arbeiten, andere sind nur Schüler oder nicht einmal das. Ein kleiner Teil, der die Doktrin verbreitet, hat höhere Bildung und gute Anstellungen. Sie bedecken ihre Körper mit Tätowierungen, die ihre Gesinnung zeigen und sie sind gewalttätig, sehr gewalttätig, wenn sie in der Gruppe auftreten.

„In Wahrheit sind sie Feiglinge, weil sie nur in großer Überlegenheit angreifen, normalerweise fünf oder sechs gegen ein einzelnes Opfer. Es sind normale Leute, ganz gewöhnliche sogar. Aber nur so lange, bis sie jemanden angreifen. Dann zeigt sich, dass sie ideologisch komplex, diszipliniert und fanatisch sind“, beschreibt sie der Polizeikommissar Paulo César Jardim, der seit zehn Jahren die Arbeitsgruppe der Polícia Civil in Rio Grande do Sul leitet, die die Ausbreitung von neonazistischen Gruppen im Süden untersucht.

Sie sind weit weg davon, eine Gruppe von folkloristischen und lächerlichen Rowdys zu bilden. Im Gegenteil, die Neonazis beunruhigen die Polizei und zeigen eine straffe Organisation in der Planung und der Ausführung von gewalttätigen Aktionen. Der Verband in Rio Grande do Sul hat bereits 500 Mitglieder einer Gruppe, die im Bundesstaat in einer unbestimmten Anzahl von Zellen aktiv ist, registriert und identifiziert. Der letzte Angriff hat sich in Porto Alegre am 9. März im Zentrum der Stadt ereignet. Ein Mann wurde durch Messerstiche von einer noch unbekannten Gruppe angegriffen.

Die interne Unterteilung der Neonazis folgt einer politischen Logik und beinhaltet paramilitärische und institutionelle Aktivitäten und Propaganda. Die Tätigkeiten der Gruppe sind gewagt: eine der Zellen hat 2009 eine Attacke auf eine Synagoge in Porto Alegre geplant, mit Bomben von hoher Zerstörungskraft, weil sie durch das Vorgehen der Polizei frustriert war. 2005 hat eine Gruppe von 14 Personen drei Besucher einer Bar in Porto Alegre angegriffen und zwei von ihnen schwer verletzt. Die Opfer waren Juden.

Vier der 14 Angeklagten werden den Geschworenen am 11.Juli vorgeführt, sie werden beschuldigt drei versuchte Totschläge verübt zu haben. Außerdem wird ihnen die Bildung einer kriminellen Organisation, Verführung von Minderjährigen und Verherrlichung von nationalsozialistischem Gedankengut angelastet. Es ist, so die Polizei, das erste Gerichtsverfahren dieser Art in Brasilien. Die Angeklagten sind Luzia S. P., Fábio Roberto S., Laureano V. T. und Thiago A. d. S.

„Die Mitglieder der neonazistischen Gruppe sind sehr aktiv, obwohl die Polizei auf verschiedenen Ebenen gegen die Bewegung vorgeht. An Schlüsselplätzen wie Universitäten und Schulen werden Leute rekrutiert. Es ist sehr schwer, die Anwerber zu identifizieren, weil sie sehr mobil sind“, fasst der Präsident des „Movimento de Justiça e Direitos Humanos do Rio Grande do Sul“, Jair Krischke zusammen.

Er geht davon aus, dass die Gruppen, die im Süden Brasiliens aktiv sind, verschiedene internationale Verbindungen haben und im Grunde von europäischen Organisationen finanziert werden. An Geld fehlt es nicht, so Krischke. Unter anderem werden kleine Konzerte von internationalen Bands veranstaltet, nur um neue Anhänger anzuwerben. Zur Zeit wird auch versucht, Sympathisanten zu rekrutieren, um die Quotenpolitik der öffentlichen Universitäten zu attackieren. Einer der Hauptausgangspunkte dieser Strategie wurde in der Universidade Federal do Rio Grande do Sul (UFRGS) ausfindig gemacht.

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