Die Polizei hat bereits 500 Mitglieder
von Zellen, die in Rio Grande do Sul agieren, registriert
Sie sind normalerweise jung und zwischen
17 und 30 Jahren. Die Mehrheit ist männlich, aber es gibt auch
Frauen - die „chelseas“- die an den Frontlinien der Bewegung
wirken. Sie kommen nicht aus reichen Familien, aber sie sind weit
davon weg, arm oder aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein.
Manche arbeiten, andere sind nur Schüler oder nicht einmal das. Ein
kleiner Teil, der die Doktrin verbreitet, hat höhere Bildung und
gute Anstellungen. Sie bedecken ihre Körper mit Tätowierungen, die
ihre Gesinnung zeigen und sie sind gewalttätig, sehr gewalttätig,
wenn sie in der Gruppe auftreten.
„In Wahrheit sind sie Feiglinge, weil
sie nur in großer Überlegenheit angreifen, normalerweise fünf oder
sechs gegen ein einzelnes Opfer. Es sind normale Leute, ganz
gewöhnliche sogar. Aber nur so lange, bis sie jemanden angreifen.
Dann zeigt sich, dass sie ideologisch komplex, diszipliniert und
fanatisch sind“, beschreibt sie der Polizeikommissar Paulo César
Jardim, der seit zehn Jahren die Arbeitsgruppe der Polícia Civil in
Rio Grande do Sul leitet, die die Ausbreitung von neonazistischen
Gruppen im Süden untersucht.
Sie sind weit weg davon, eine Gruppe
von folkloristischen und lächerlichen Rowdys zu bilden. Im
Gegenteil, die Neonazis beunruhigen die Polizei und zeigen eine
straffe Organisation in der Planung und der Ausführung von
gewalttätigen Aktionen. Der Verband in Rio Grande do Sul hat bereits
500 Mitglieder einer Gruppe, die im Bundesstaat in einer unbestimmten
Anzahl von Zellen aktiv ist, registriert und identifiziert. Der
letzte Angriff hat sich in Porto Alegre am 9. März im Zentrum der
Stadt ereignet. Ein Mann wurde durch Messerstiche von einer noch
unbekannten Gruppe angegriffen.
Die interne Unterteilung der Neonazis
folgt einer politischen Logik und beinhaltet paramilitärische und
institutionelle Aktivitäten und Propaganda. Die Tätigkeiten der
Gruppe sind gewagt: eine der Zellen hat 2009 eine Attacke auf eine
Synagoge in Porto Alegre geplant, mit Bomben von hoher
Zerstörungskraft, weil sie durch das Vorgehen der Polizei frustriert
war. 2005 hat eine Gruppe von 14 Personen drei Besucher einer Bar
in Porto Alegre angegriffen und zwei von ihnen schwer verletzt. Die
Opfer waren Juden.
Vier der 14 Angeklagten werden den
Geschworenen am 11.Juli vorgeführt, sie werden beschuldigt drei
versuchte Totschläge verübt zu haben. Außerdem wird ihnen die Bildung einer
kriminellen Organisation, Verführung von Minderjährigen
und Verherrlichung von nationalsozialistischem Gedankengut angelastet. Es ist,
so die Polizei, das erste Gerichtsverfahren dieser Art in Brasilien.
Die Angeklagten sind Luzia S. P., Fábio Roberto S., Laureano V. T.
und Thiago A. d. S.
„Die Mitglieder der neonazistischen
Gruppe sind sehr aktiv, obwohl die Polizei auf verschiedenen Ebenen
gegen die Bewegung vorgeht. An Schlüsselplätzen wie Universitäten
und Schulen werden Leute rekrutiert. Es ist sehr schwer, die Anwerber
zu identifizieren, weil sie sehr mobil sind“, fasst der Präsident
des „Movimento de Justiça e Direitos Humanos do Rio Grande do
Sul“, Jair Krischke zusammen.
Er geht davon aus, dass die Gruppen,
die im Süden Brasiliens aktiv sind, verschiedene internationale
Verbindungen haben und im Grunde von europäischen Organisationen
finanziert werden. An Geld fehlt es nicht, so Krischke. Unter anderem
werden kleine Konzerte von internationalen Bands veranstaltet, nur um
neue Anhänger anzuwerben. Zur Zeit wird auch versucht,
Sympathisanten zu rekrutieren, um die Quotenpolitik der öffentlichen
Universitäten zu attackieren. Einer der Hauptausgangspunkte dieser
Strategie wurde in der Universidade Federal do Rio Grande do Sul
(UFRGS) ausfindig gemacht.
http://oglobo.globo.com/pais/proliferacao-de-grupos-neonazistas-aterroriza-sul-8047406 (8.4.) von Flávio Ilha
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