Im selben Zeitraum, ist der Import um
153% gestiegen, dadurch ist die Handelsbilanz für Brasilien positiv
geworden
Trotz des Höchststandes, gibt es noch
immer Barrieren für den Sektor, die Regierung soll aber unter Druck
gesetzt werden, um die Barrieren zu überwinden
Die Zahlen sind atemberaubend (und
machen andere Wirtschaftsbereiche neidisch). Zwischen 2007 und 2012,
ist der Export von Kunstwerken und Antiquitäten in Brasilien um 403%
gewachsen. Der Markt ist in einer aufsteigenden Kurve, von 9,2
Millionen US$ auf 46,3 Millionen gewachsen. Das bedeutet, dass die
Werte von zum Beispiel Erdöl, Erz und Fleisch verhältnismäßig
übertroffen wurden.
Auch bei den Importen war der Boom
nachdrücklich. 2007 hat Brasilien 15,2 Millionen US$ an Kunstwerken
und Antiquitäten importiert. Im letzten Jahr hat sich die Zahl mit
38,5 Millionen mehr als verdoppelt. Das Wachstum auf beiden Seiten
der Handelsbilanz – die sich in diesem Zeitraum als positiv für
das Land erwiesen hat - hat den Sektor aufgewiegelt und ihm noch mehr
Selbstvertrauen gegeben, um die Regierung unter Druck zu setzen,
vorteilhafte öffentlichkeitspolitische Maßnahmen umzusetzen.
Die Zahlen sind Teil einer Erhebung,
die Anfang des Jahres vom Ministerium für Entwicklung, Industrie und
Außenhandel gemacht wurde. Das Dokument, zu dem OGLOBO Zugang
hatte, wird zu einer Debatte über Steuererleichterungen für den
Kunsthandel führen. Durch die Zahlen wird nicht nur eine aktuelles
Bild gezeichnet, sonder auch jeglicher Zweifel, über den guten
Zeitpunkt für Kunst im Land, beseitigt.
Aber diejenigen, die in dem Bereich
arbeiten, versichern, dass das Wachstum noch größer sein könnte,
sofern zumindest drei Barrieren überwunden werden, nämlich die hohe
Besteuerung, die Zollbürokratie und die fehlende
Professionalisierung von Galerien und Künstlern.
Von den 46,3 Millionen US$ die von
Brasilien 2012 in Kunst exportiert wurden, fallen 25,7 Millionen
(59,4%) auf Bilder, Gemälde und Handzeichnungen. Auf dem zweiten
Platz sind Skulpturen und Statuen mit 17,6 Millionen, oder 38%. Seit
mindestens zwei Jahren sind die Vereinigten Staaten das wichtigste
Ziel der Exporte. 2010 haben sie zehn Millionen US Dollar erhalten.
Im letzten Jahr 23,6 Millionen. Der zweite Platz im Ranking geht an
die Schweiz. In den letzten zwei Jahren hat das Land, in dem die Art
Basel, die weltweit wichtigste Kunstmesse, stattfindet,
Großbritannien überholt. 2010 wurden zwei Millionen Dollar an Kunst
und Antiquitäten in die Schweiz verkauft. 2012 waren es 9,6
Millionen.
Auf Seiten des Importes, fällt der
Großteil auf Skulpturen und Statuen. Sie repräsentieren 66,9% von
den insgesamt 38,5 Millionen US$ an Importen, das entspricht 25,7
Millionen. Dieser Wert ist drei Mal größer als derjenige vom Import
von Bildern, Gemälden und Handzeichnungen, die mit 8,1 Millionen US$
auf dem zweiten Platz liegen,
Stärkung der Galerien
Die USA, Großbritannien und die
Schweiz sind auf den drei ersten Plätzen des Rankings der Importe.
Wieder erregt das Wachstum der Schweiz Aufsehen. 2010 war sie noch
auf dem 12. Platz und jetzt auf dem zweiten. Spezialisten führen das
auf die Stärkung der brasilianischen Galerien in Basel zurück. Das
Volumen der gehandelten Kunstwerke und der für sie bezahlte Wert
sind gestiegen, genauso wie die Präsenz von Sammlern, die auf der
Kunstmesse wirklich kaufen.
„Es ist interessant die Ergebnisse
der Studie zu beobachten, weil sie damit übereinstimmen was wir hier
sehen“, so Christiano Braga, Leiter der Agência Brasileira de
Promoção de Exportações e Investimentos (Apex, Brasilianische
Agentur zur Förderung von Exporten und Investitionen, Anm.), die
seit 2007 ein Programm zur Förderung des Primärmarktes für Kunst
betreibt. „Vor sechs Jahren, als wir Latitude gegründet haben,
haben wir mit sechs Galerien zusammengearbeitet, die sporadisch
exportiert haben. Gemeinsam hatten sie ein Geschäftsvolumen von 6
Millionen US$. 2012 ist die Gesamtzahl der Galerien auf 54
angewachsen, wobei 19 von ihnen sehr regelmäßig exportieren. Und
das gehandelte Volumen ist auf 27 Millionen angewachsen, mit einem
Höchstwert von 350%.
Ana Letícia Fialho, Beraterin und
Forscherin des Projekts Latitude, nimmt die Erhebung auch sehr
positiv auf.
„Die Sichtbarkeit der brasilianischen
Kunst ist in den letzten fünf Jahren sehr beschleunigt worden, dank
des Interesses von Institutionen, wie dem MoMA, der Tate und der
Reina Sofia, die Ausstellungen gemacht haben und Werke von unseren
Künstlern gekauft haben. Diese Positionierung hat sich
offensichtlich unter den internationalen Sammlern herumgesprochen und
das sieht man jetzt an diesen Daten.“
Brenda Valansi, die Veranstalterin der
ArtRio, ist darüber erfreut, dass die Regierung ein Dokument zur
Verfügung hat, das die Macht des Kunsthandels aufzeigt. Sie sagt,
dass diese Zahlen dazu verwendet werden, noch mehr Druck aufzubauen,
um öffentlichkeitspolitische Maßnahmen durchzusetzen, die das
Wachstum des Kunstsektors unterstützen.
„Am 8. habe ich die Kulturministerin
Marta Suplicy getroffen und wir haben uns über die Nachteile der
aktuellen Steuerbelastung unterhalten. Ich habe nachdrücklich darauf
hingewiesen, dass unsere Steuern für niemanden Vorteile mit sich
bringen und sie hat versprochen die Frage zu überprüfen. Die Zahlen
steigen an, aber Brasilien kommt nicht einmal nahe an das, was die
anderen Schwellenländer machen.“
Fernanda Feitosa, die Direktorin der
SP-Arte, stimmt überein:
„Brasilien sollte die Steuern
überdenken. Im Fall der Fotografie liegt der Steuersatz bei 58%. In
der Videokunst bei 80%“, beschwert sie sich. „Es gibt vier
verschiedene Steuern. Drei föderale (IR, PIS, und Confins) und eine
staatliche (ICMS). Abgaben auf diesem Niveau sind Zollbarrieren. Wir
müssen Kunstwerke als wertvolles Kulturgut verstehen, deren
Zirkulation stimuliert werden sollte, nicht vermindert.
Abgesehen von der Steuererleichterung,
sehen diejenigen, die mit dem internationalen Handel von
brasilianischer Kunst arbeiten, noch zwei andere Hindernisse für die
Expansion: die Zollbürokratie und eine gewisses Fehlen an
Vorbereitung der Galerien und Künstler, um mit der internationalen
Konkurrenz umzugehen.
„Im brasilianischen Zoll sind
spezielle Vorgehensweisen im Bezug auf die Handhabung der Kunstwerke
nicht vorhanden“, bedauert Fernanda Feitosa, von der SP-Arte.
„Außerdem gibt es keine Verfahren zur Beschleunigung der Freigabe
von Kunstwerken, die bei Ausstellungen gezeigt werden.“
„Ein dritter Kritikpunkt ist, dass es
in den Galerien noch immer an Know-How fehlt, wie man mit der
internationalen Konkurrenz umgehen soll“, sagt Christiano Bragas,
von der Apex. „Mit Latitude unterstützen wir nicht nur den Aufbau
von Ständen auf Messen, sondern wir helfen auch mit den
Vorbereitungen für die Anmeldung. Viele Galerien wissen nicht, wie
man das macht. Deshalb ist eine Professionalisierung des Sektors
notwendig.
Der Ex-Präsident des Instituto
Brasileiro de Museus (Ibram, brasilianisches Institut für Museen,
Anm.), der seit einem Jahr für die Steuererleichterung kämpft,
erkennt in den Daten des Ministeriums die „Universalisierung“ der
brasilianischen Kunst.Er ist aber der Meinung, dass die Regierung auf
etwas anderes Achten muss, wenn sie beschließt auf den Kunstbereich
einzuwirken.
„Es ist notwendig, den
brasilianischen Institutionen Mittel zur Verfügung zu stellen, um
öffentliche Sammlungen zusammenzustellen. Wir müssen jetzt damit
beginnen zu kaufen, oder damit aufhören so viele Hindernisse für
Spenden in den Weg zu legen.
Bevor er vor zwei Monaten aus der Ibram
ausgetreten ist, hat Nascimento noch ein Projekt im Amt begonnen:
Ein Prozent des Wertes von importierten
Kunstwerken soll für einen Beschaffungsfond für öffentliche
Sammlungen zur Verfügung gestellt werden. Die Regierung diskutiert
diesen Vorschlag.
von Christina Tardáguila